Instrumente von Roman Sukac & Michael Scheer
ZWEIMANUALIGE CEMBALI
Das zweimanualige italienische Cembalo nach Antonius de Migliais, Florentinus um 1680 (Cembalo da Theatro)
Im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg steht mit der Nummer MIR 1078 eins der wenigen originalen zweimanualigen italienischen Cembali in einem reich dekorierten Gehäuse. Es ist mit „DOMINICUS DA PESARO“ signiert, ist aber von R.D.Wraight als ein Instrument von dem Florentiner ANTONIO MIGLIAI, das er noch vor 1682 gebaut haben muss, identifiziert worden. Der Ambitus ist C/E-c''', die Disposition ist 4' auf dem oberen Manual und 2 x 8´ auf dem unteren Manual, wobei der erste 8' ein "dog leg" zum oberen Manual ist. Die Mensur des 8' (c'' = 303mm) deutet darauf hin, daß es sich um ein im florentinischen Ton (a' = 415 Hz) gestimmtes, mit weichem Eisen bezogenes Instrument handelt; wobei die Mensur des 4' auf ein Messingregister hindeutet. Der Nachbau wurde im Baß zur vollen Oktave erweitert und mit den Transpositionsmöglichkeiten 415/440/465 Hz versehen. Er ist mit 2 x 8' in Eisen bezogen und an Stelle des 4' steht ein zusätzliches 8'-Register, das durch seinen näher beim Stimmstock gelegenen Anreißpunkt eine nasalere Klangfarbe hat.
Das zweimanualige französische Cembalo nach Benoist Stehlin, Paris 1760
Von Benoist Stehlin - im Französischen auch Stell oder Stella genannt - ist bezüglich seiner Lebensdaten relativ wenig überliefert.Sein Vater Georg Stehlin wanderte, vermutlich aus schweizer Gebiet, wo der Name außerordentlich verbreitet ist, nacht Oltingen (zwischen Basel und Belfort) ins Haute Alsace (Oberelsaß) aus. Noch vor 1732 kam Benoist in Jettingen (Oberelsaß) zur Welt. Er verbrachte seine Jugend in seiner Heimat, deren kultureller Boden durch die alemannische Erfindermentalität und die französische Weltläufigkeit gekennzeichnet war. In deisem kulturellen Klima erlernte er das Hanswerk des Orgelmachers, das zu dieser Zeit von den berühmten Straßburgern Andreas und Johann Heinrich Silbermann geprägt war. Als er ausgelernt hatte, übersiedelte er nach Paris. Dort ließ er sich als Cembalo- und Orgelmacher nieder; 1753 heiratete er. In Paris lebte und arbeitete er als häufig gerühmter Cembalobauer. Er verstarb am 11.07.1774 in Paris.
Zwei seiner Cembali sind uns bis heute erhalten. Eines, von 1750, steht in St. Quentin, Frankreich, im Musée Antoine Lécuyer. Es gehörte Bernard Jumentier (1749 - 1829), er war Komponist und Maître de Chapelle an der Kathedrale von St. Quentin. Im Jahr 1913 wurde dieses Cembalo erstmals restauriert. Das zweite, von 1760, kam von Florida in die Sammlung der Smithsonian Institution in Washington. Beiden von Stehlin signierten Instrumenten sind spezifische Korpus- und Mensurcharakteristika eigen, die sie als überaus warmklingende Instrumente auszeichnen. Dieser warme und singende Klang war ausschlaggeben, nicht ein Taskin oder Blanchet nachzubauen, sondern als Vorlage das Stehlin-Cembalo von 1760 zu wählen.
Disposition: FF-f''' 392/415/440 Hz
Untermanual 8'< , 4' <
Obermanual 8'> , Laute
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