Instrumente von Roman Sukac & Michael Scheer
VIRGINALE
Das italienische Virginal-Polygonal nach Giovanni da Pertici von 1672 (Cembalo da Chiesa)
Im Italien des Frühbarock wurden drei Kategorien von Cembali gebaut : „cembali da chiesa“, „cembali da theatro“ und „cembali da camera“. Die Virginale und Polygonale gehörten zu den cembali da chiesa, weil sie sich mit ihrem käftigen und warmen Klang ideal den akustischen Gegebenheiten der großen Kirchenräume anpassten. Das italienische Reisevirginal basiert auf dem Nachbau eines 8' Polygonals von Giovanni da Pertici, Firenze 1672 mit dem Ambitus C/E - c'''. Das Original steht in der Smithsonian Collection in den USA. Giovanni da Pertici wird in der Zeit zwischen 1665 und 1690 erwähnt. Er war Bürger von Florenz und hatte das Handwerk des Virginal- und Cembalobauers von seinem Vater Piero da Pertici erlernt. Obwohl wenig Beurkundetes über die Werkstatt der Pertici vorliegt, muß es sich doch um eine traditionsreiche Instrumentenbauerfamilie handeln. Denn auch schon der Großvater Bartolomeo wird 1665 als „Buonaccordaio“ erwähnt und es sind erstaunlich viele Instrumente dieser Familie erhalten.
Um das Polygonal „reisetauglich“ zu machen, ist es möglich, daß es in den rechteckigen Kasten - in dem die Instrumente sonst nur aufbewahrt wurden - fest zu integrieren, im Tonumfang auf die volle Oktave zum C und d''' zu erweitern und mit einer 3fachen Transponiereinrichtung zu versehen, so daß die Stimmtonhöhe von 415 Hz einen Halbton nach oben und unten variiert werden kann.
Das Cembalo d´Amore nach Gottfried Silbermann, Freiberg ca. 1720
J.J. Adlung beschreibt in seiner „MUSICA MECHANICA ORGANOEDI“ als >eine Invention aus der Sibermannschen Werkstatt, ein Cimbal d´Amour<, dessen Tangenten die Saiten des Instruments in der Mitte erregen. Da Adlung den Begriff Tangente sowohl für die Tangenten des Clavichords als auch für die Springer des Cembalos benutzt, ist nicht ganz eindeutig welches Instrument gemeint ist. Viel spricht für die Deutung als Cembalomechanik, da in diesem Fall, durch die in der Mitte angerissene Saite, tatsächlich ein quintbetonter, bassetartiger Klang entsteht, der ja die Melancholie der d´Amoreinstrumente auszeichnet. Das einmanualige Instrument ist nach der Adlungschen Zeichnug, dünnwandig, im italienischen Stil gebaut. Die Besaitung ist Messing, die Disposition 8' , C - d''', Kammerton und Transposition 392/415/440 Hz.