Instrumente von Roman Sukac & Michael Scheer
EINMANUALIGE CEMBALI
Das einmanualige Cembalo nach Giovanni da Pertici, Firenze von 1681 (Cembalo da Theatro)
Das 1681 entstandene Cembalo weist einige Eigenheiten auf, die man auch in süddeutschen und südfranzösischen Cembali wieder finden kann: beide Stege liegen (wie beim Virginal) auf einem schwingenden Resonanzboden, oder die Verrippung, die fast rechtwinklig unter dem Steg verläuft. Mit dem Tonumfang C/E - f ''' und den zwei 8'-Registern deutet alles auf ein "cembalo da theatro", also ein Begleitinstrument hin. Die Resonanzbodenmaserung ist, wie bei vielen italienischen Instrumenten nicht 90° sondern 82° zur Klaviatur.
Der Nachbau wurde im Baß zur vollen Oktave erweitert und mit den Transpositions- möglichkeiten 392/415/440 Hz versehen.
Nach einem anonymen einmanualigen Cembalo von 1692 (Francesco Neri da Rimini?) von 1692 (Cembalo da Camera)
Es ist ein großes Cembalo der venezianischen Bauschule, das heute in der Smithsonian Sammlung steht und von der Mensur und den Abmessungen her sehr viel Ähnlichkeit mit dem Opus 10 von Francesco Neri (einem Mönch des Dominikanerordens in Rimini) aufweist, das in einem Depot in Kolodeje nod Luzuici in Tschechien steht. Das Instrument der Smithsonian Sammlung und auch die Nachbauten sind im Klang sehr brillant. Sie gehören mit zwei 8'-Registern und dem erstaunlich großen Ambitus (GG - d"') zu den Cembali da Camera.
Das Opus 10 von Francesco Neri wurde mehrfach umgebaut. Die erste radikale Veränderung war die Entfernung der Cembalomechanik. Sie wurde durch frei fliegende - in Rechen geführte - Tangenten aus Holz ersetzt, die am oberen Ende mit einem starken Messingdraht bestückt wurden. Da die Instrumentenwandhöhe der italienischen Cembali nicht sehr groß ist, war auch die Beschleunigungsmöglichkeit für die Tangenten mit ihrer geringen Masse sehr eingeschränkt und somit die piano-forte Wirkung nicht sehr groß. Wohl deshalbe erfolgte ein zweiter Umbau um 1702 zu einem Clavichord. In diesem Zustand ist das Instrument gegenwärtig.
Für den Nachbau des anonymen Instruments wurde versucht auf keine der beiden ersten Möglichkeiten zu verzichten: so ist sowohl das Cembalospiel mit der Springermechanik, als auch das dynamische Tangentenflügelspiel möglich.
Das einmanualige Cembalo nach Hans Moermans, Antwerpen 1584
Es scheint, daß es in Antwerpen, dem großen Zentrum des flandrischen Cembalobaus im 16. und 17. Jahrhunderts, wohl zwei Cembalobauer des Namens Hans oder Jan Moermans gegeben hat. Vielleicht waren es Vater und Sohn. Der ältere trat 1570 als Cembalobauer in die St. Lukas-Gilde ein. Die St. Lukas-Gilde war damals in Antwerpen die Zunft der Cembalomacher, in der auch die viel gerühmte Ruckers-Familie organisiert war. Hans Moermans wohnte 1584 in "op de Cahtelijnevest, Int gulden Serpent". Genau zu der Zeit baute er das, hier als Nachbau vorliegende, Cembalo in der Rosette signiert mit den Initialen H M. Von ihm ist 1610 vermerkt, da er nicht nur Instrumente machte, sondern auch als Bassist des Chores der O.L.Vrouve Kerk (Kirche unserer lieben Frau) sang. Das 1584 gebaute Instrument gehörte Alphonse von Neste und wurde 1963 von F. Hubard in Boston restauriert. Es ist ein einmanualiges Cembalo mit 4' und 8'. Der Ambitus G/B - f''', also fast 5 Oktaven ist für diese Zeit außergewöhnlich groß.
Für den Nachbau wurde neben der Tonumfangserweiterung (Kontro F - f''') und den Transpositionsmöglichkeiten 392/415/440 Hz, die Disposition 2 x 8' + Lautenzug gewählt. Die Saiten sind aus Kupfer (Rotmessing), Messing und weichem Eisendraht, dessen Ausgangsmaterial nicht in einem modernen Walzwerk, sondern in einer alten Hammerschmiede in historischer Art bearbeitet wurde. Das Innere des Instruments ist mit den typischen flämischen Ornamentdrucken auf japanischem Büttenpapier ausgeschlagen, das Äußere dunkel gebeizt und gewachst. Das Instrument ruht auf einem großen flämischen Baluster-Untergestell.