Instrumente von Roman Sukac & Michael Scheer
CLAVIORGANUM
Das Claviorganum nach einem Instrument von Paul Wissmayer und Stefan Cuntz, Nürnberg 1619
Anläßich eines Besuchs 1492 bei Kaiser Maxemilian in Straßburg, berichtet ein venezianischer Gesandter „...Er ließ die Pfeifen zugleich mit den Saiten erklingen oder er spielte nur die Pfeifen. Dann setzte er wieder aus und es erklangen nur die Saiten. Mit diesem süßen Wechsel nahm er die Sinne aller gefangen und alle waren vor Vergnügen starr und außer sich...“.
127 Jahre später baute Paul Wissmayer in Nürnberg ein hexagonales Virginal in italienischer Bauart zu einer Truhenorgel von Stefan Cuntz und faßte beide Instrumente zu einem zweimanualigen Claviorganum zusammen. Leider ist von diesem Instrument nur noch der Deckel des Virginals erhalten, auf dessen Innenseite das ganze Claviorganum in einem Gemälde festgehalten ist.
Diese beiden vom Prinzip der Tonerzeugung her so verschiedenen Instrumente vertragen sich nicht nur nebeneinander, sie ergänzen sich klanglich so gut, daß sie -wie schon 1492 bemerkt- mit überzeugendem Effekt gekoppelt werden können. Aus der Renaissance stammen die ersten Hinweise und Instrumente. Wie bei jedem Instrument gab es Zeiten der Blüte und Zeiten in denen es fast in Vergessenheit geriet. Doch seine Spur führt bis in die Romantik (F. Liszt) und Gegenwart (J. N. David), wo sich Komponisten und Musiker Claviorganen bauen ließen. In der Erzbischöflichen Schatzkammer Salzburg ist eines der wenigen überlieferten Instrumente zu besichtigen und gelegentlich auch zu hören. Der Reiz und die Qualität des Claviorganums liegen in den Möglichkeiten, die sich aus der Klanggegenüberstellung und -mischung der beiden Instrumente ergeben.
Das Claviorganum läßt sich auch als Orgelpositiv mit dem speziellen Zusatzregister Spinetto betrachten. Die Spezialregister sind ja im Orgelbau geläufig - man denke an Glockenspiel, Vogelsang oder Tremulant; der Cembaloklang ist jedoch viel häufiger einsetzbar als obige Spezialregister. So betrachet wird die Orgelliteratur durch den Cembaloklang eine Bereicherung erfahren können und umgekehrt. Ein Kirchenmusiker, oft an beiden Instrumenten ausgebildet, wird die Kombinationsmöglichkeiten in jedem Fall begrüßen und zu nutzen wissen. So gesehen ist das Claviorganum das Ideale Continuoinstrument für kleine oder größere Ensembles. Als Continuoinstrument kann es z.B. in einem Oratorium von ein und demselben Spieler als Orgelpositiv, Cembalo oder gekoppelt werden. Daraus ergeben sich neue, überraschende Möglichkeiten für Spieler und Konzertbesucher. Unverstellt zeigt sich sein Klangreiz sowohl bei Solostücken der Renaissance, des Barock, wie der Moderne deren vielfältige Klangwelten gut zum Vortrag zu bringen sind und durch aparte Kombinationen sehr an Ausdruckskraft gewinnen.
Das Claviorganum, aus der Werkstatt von Scheer & Vogel, gebaut in Zusammenarbeit mit dem Orgelbauer G. Heinz aus Schiltach im Schwarzwald, besteht im Prinzip aus einer dreiregistrigen Truhenorgel und einem italienischen Poligonal nach G.de Pertici, Firenze 1684 . Das Claviorganum von M. Scheer wurde durch das Salzburger Instrument und das im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg hängendes Deckelgemälde inspiriert, jedoch erhielt es zur Erweiterung der Spielmöglichkeiten ein Bordunregister. Durch die zwei Manuale läßt sich jedes Instrument einzeln oder kombiniert gegen das andere spielen, ferner durch Herausziehen der Orgelklaviatur auch koppeln. Um ein Zusammenspiel mit entsprechenden Instrumenten zu ermöglichen, besitzt es eine 3fache Transponiereinrichtung: 415Hz /440Hz /465 Hertz. Weiter ist es raumsparend, gewährleistet aber trotzdem einen tragfähigen Klang in großen Räumen wie z.B. Kirchen, durch seine Bauweise und Disposition:
2 Manuale C bis d'''
Untermanual: Regal 8' / Flöte gedackt 4' / Bordun 8' gedackt , Koppel
Obermanuale: Spinett 8'